Mittwoch, 19. August 2015

Qi Gung - Die Gesundheitslehre des Kung Fu



Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) besteht aus fünf verschiedenen Therapieverfahren, den sogenannten „Fünf Säulen der TCM“. Eine dieser Säulen ist das Qi Gung. Die anderen sind Akupunktur und Moxibustion, Tui Na Massage, Kräuterheilkunde und Ernährungslehre.


Qi Gung ist ein umfassendes System verschiedener körperlicher und meditativer Übungen. Obwohl es viele verschiedene Schulen mit unterschiedlichen Ansätzen gibt, vereint doch alle das gleiche Ziel, nämlich die Lebensenergie (Qi) zu kultivieren, stärken und mehren.
Obwohl die Kunst der Energieentwicklung bereits mehrere tausend Jahre alt ist, wird der Begriff „Qi Gung“ erst seit den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts verwendet. Es ist der Überbegriff für eine Vielzahl von Übungen, die das Qi qualitativ und quantitativ durch Bewegung, Atmung und Vorstellung fördern.

Der Begriff „Qi“ hat verschiedene Bedeutungen. Es kann mit Atem, Hauch, Luft oder Energie übersetzt werden. Heute übersetzt man es vereinfacht mit Lebensenergie. „Gung“ bedeutet Übung oder Arbeit. Zusammen kann man es also mit „Energiearbeit oder -übung“ übersetzen und es steht für die Gesamtheit der Übungen, um das Qi wahrzunehmen und zu nutzen.

Das Qi zirkuliert durch den Körper in den Meridianen, den Energieleitbahnen. Dabei fließt die Erd-Energie (Yin) auf der Vorderseite des Körpers nach oben, während die Himmelsenergie (Yang) auf der Körperrückseite nach unten fließt.
Es gibt zwölf Hauptmeridiane, welche nach dem jeweiligen Organ benannt sind mit dem sie verbunden sind, und acht Sondermeridiane. Diese dienen als Verbindungskanäle zwischen den Hauptmeridianen, als Qi-Speicher und sind auch für die Regulierung der Hauptmeridiane zuständig.
Die zwölf Hauptmeridiane verlaufen symmetrisch auf beiden Seiten des Körpers.
Vergleichen lässt sich das Modell der Energieleitbahnen am besten mit dem Blutkreislauf. Dieser versorgt den gesamten Organismus mit Blut. Genauso verhält es sich mit den Meridianen, nur dass diese den Körper mit Qi versorgen.

Das heutige Qi Gung baut, wie andere Elemente der TCM, auf Jahrtausendalten Erkenntnissen und Erfahrungen auf.

Im östlichen Denken existiert seit tausenden von Jahren die Vorstellung, dass Körper, Geist und Seele eine Einheit sind. Bronzegefäße aus der Shang-Dynastie (1600-1100 v. Chr.) zeigen Leute bei Bewegungen, die wahrscheinlich die Vorläufer der heutigen Qi Gung-Übungen waren.
Im Laufe der Zeit entwickelten sich verschiedene Schulen des Qi Gung, die man nach ihrer philosophischen Abstammung (taoistische, konfuzianistische oder buddhistische) oder ihrer Ausrichtung (innere oder äußere Schule) unterscheidet.
Die buddhistische Linie des Qi Gung brachte Übungen hervor, die später in die chinesische Medizin und in das Gung Fu einflossen.

Ein Meister, der einige diese Übungen entwickelte war Ta Mo. Wie Siddharta Gautama, der erste Buddha, war Ta Mo ein indischer Prinz, der freiwillig einem Leben im Luxus entsagte, um spirituellen Reichtum zu finden. Im Jahre 527 n. Chr. kam er ins Shaolin-Kloster, wo er den Chan-Buddhismus gründete, der später nach Japan kam, dort verändert und als Zen-Buddhismus bekannt wurde.

Um die Konstitution der Mönche zu verbessern, so dass sie ihre geistigen Übungen besser ausführen konnten, lehrte Ta Mo sie verschiedene körperliche Übungen. Diese bildeten die Grundlage des Siu Lum Qi Gung. Ta Mo wird deshalb als der erste Patriarch des Shaolin Qi Gung und Gung Fu verehrt.

Die chinesische Medizin und Philosophie basieren auf den Prinzipien von Yin und Yang. Zum ersten Mal wird der möglicherweise am meisten benutzte und am häufigsten missverstandene Begriff im 5. Jahrhundert v. Chr. Erwähnt. Alles in der Natur ist durch die beiden gegensätzlichen Begriffe gekennzeichnet, alles hat eine Yin und eine Yang Seite. Yin und Yang bedeutet:
Alles ist in Bewegung, nichts ist gleichbleibend. Nichts ist nur weiß oder nur schwarz.
Die Begriffe stehen für Ergänzungen oder Gegensätze wie z. B. Aktivität und Passivität, Plus und Minus, Dunkel und Hell oder Weiblich und Männlich. Ein Aspekt bedingt den anderen, und keiner kann ohne den anderen existieren. Wenn man das Yin- und Yang-Prinzip auf die Medizin anwendet, dann steht Yin für das Stoffliche, medizinisch ausgedrückt, das Organische. Im Gegensatz dazu steht Yang für das Nicht-Stoffliche. 


Mit den drei inneren Harmonien ist die Verbindung von Yi (Wille), Shen (Geist) und Qi (Energie) gemeint.
Der Wille und Geist stehen in Beziehung mit dem Körper, und sie beeinflussen sich gegenseitig. Der Mensch ist ein komplexes Wesen und der Organismus arbeitet am effizientesten, wenn alle inneren Vorgänge harmonisch zusammenarbeiten. 


Im Gung Fu wird Yi als der aktive Wille betrachtet, der das Qi zu den Organen leitet und Ging hervorbringt. Diese bewusste Führung entwickelt sich durch das dauerhafte Üben in unbewusstes Handeln (Wu Wei). Das Qi fließt dann natürlich und gezielt und stärkt die Muskulatur und das umliegende Gewebe. Gleichzeitig wird der gesamte Organismus umfassend optimiert. Ab diesem Zeitpunkt spielt Muskelkraft absolut keine Rolle mehr und das Qi muss nicht länger durch Yi geleitet werden – Ging wurde entwickelt und ist aktiv.

Ein fokussierter Wille, frei fließendes Qi und Ganzkörperbewegungen sind die fundamentalen Charakteristiken der inneren Prozesse des Gung Fu. Beginnend ab den ersten Übungen zieht sich die Beziehung zwischen dem Willen und der Bewegung wie ein roter Faden durch den gesamten Lernweg eines Schülers.


Shen ist das Bewusstsein oder die Seele des Menschen. Ein starkes Shen steht für einen ruhigen aber wachsamen Geist. Es hat seinen Ursprung im Herzen und sorgt für eine Ausgewogenheit der Emotionen, für Klarheit im Denken und für Inspiration. Shen ist auch für die Ausstrahlung eines Menschen bedeutsam.


Qi ist die Lebenskraft des Menschen. Es manifestiert sich oft als physiologische Funktionen oder den Strom elektrischer Impulse. Außerhalb des Körpers bezeichnet Qi die kosmische Energie.

Bereits1977 haben chinesische Wissenschaftler mit modernen Geräten festgestellt, dass das von einem Qi Gung-Meister übertragene Qi aus elektromagnetischen Schwingungen, statischer Elektrizität, Infrarotstrahlen und bestimmten Teilchenströmen besteht. Damit wurde der empirische Beweis erbracht, dass das Qi eine stoffliche Realität hat.


Shaolin Qi Gong bietet ein sanftes Training gegen Stress und fördert die Stärkung der Abwehrkräfte. Es schult den Geist, reinigt die Emotionen und bringt dem Übenden somit ein völlig neues, positives Lebensgefühl.

Im Shaolin Qi Gung werden zu Beginn die Grundlagen unterrichtet, welche nötig sind, um Körper und Geist zu entspannen. Dann folgen verschiedene Übungen mit unterschiedlichen Übungsinhalten. Dies sind Bewegungs-, Atmungs- und meditative Übungen. Die Kombination von Bewegung, Atmung und geistiger Übung ermöglicht eine Wirkung auf den gesamten Organismus. Aufgrund dieser Kombination von stillem und bewegtem Qi Gung ist es förderlich für die Stabilisierung der Gesundheit und des allgemeinen Wohlbefindens.

Nach dem buddhistischen Himmel-Erde-Mensch-Modell ist das Shaolin Qi Gung in drei Stufen eingeteilt.

Grundstufe

Beginnt außen - Mensch
Verbesserung der Körperstruktur
Verbesserung der allgemeinen Konstitution
Vorbereitung auf innere Übungen

Mittelstufe

Verbindet außen mit innen - Erde
Vertiefung der Atmung
Entspannte Bewegungen
Korrigierte Körperstruktur

Oberstufe

Endet innen - Himmel
Konzentration auf den Qi-Fluss
Geistige Entwicklung durch Meditation
 

Während der Übungen kann es zu verschiedenen Empfindungen kommen. Diese sind Anzeichen dafür, ob das Qi fließt oder ob Blockaden vorhanden sind.

Empfindungen bei einem freien Fluss des Qi:

Wärme bis Hitze
Kribbeln bis Brennen (häufig an Handflächen und Fußsohlen)
Vermehrter Speichelfluss
Stromgefühl, besonders in den Händen, später auch im Rest des Körpers
Verstärkte Reinigungsprozesse (Schwitzen, Husten, Harndrang etc.)

Empfindungen bei der Auflösung von Blockaden:

Einschlafende Muskelpartien, vorübergehende Gefühle der Taubheit
Drang sich zu strecken (Bereiche „wachen auf“, damit verstärkt Energie in die betreffenden Stellen fließen kann)
Schmerz beim Lösen von Anspannung

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